Soundtrack der Woche #80
Die wohl extrovertierteste Band, die ich kenne ist Bonaparte. Da wären zum einen die Konzerte: Ein wilder Zwitter aus Theatervorstellung und Zirkusshow. Scheinbar wahllos springt die Band umher, tollt kostümiert und maskiert, mehr oder weniger bekleidet auf der Bühne herum. Angeblich sei nichts vor einem Konzert geplant, versichert Frontmann Tobias Jundt. Das gesamte Spektakel entspringt dem Kollektiv spontan im Moment in dem sie die Bühne bespielen. Orchestriert oder nicht, die Performance sitzt und die Halle bebt.
Zum anderen ist da die Musik: Ganz wie die Performance ist sie eine Mischung unzähliger Genres, entgegen aller Gesetze und über alle Grenzen hinaus. Punk lebt! Ihr Debütalbum Too Much wirft mit autoritätskritischen und hedonistischen Parolen um sich und ruft zur Anti Anti Revolution auf. Es dauerte nicht lange, bis sich die Band auch außerhalb der Tiefen des Berliner Untergrunds Gehör verschaffen konnte. Sogar auf einer Party von Quentin Tarantino haben sie schon gespielt. Auf Too Much folgten vier weitere Alben, bis dieses Jahr ihre neue Platte The Return of Stravinsky Wellington erschien.
Sich selbst inhaltlich treu geblieben sind sie und so ist die musikalische Entwicklung vom ersten zum aktuellen Album doch recht dramatisch. Im direkten Vergleich zu Too Much wirkt Return of Stravinsky Wellington erwachsen und strukturiert. Der Punk hat weitestgehend ausgedient. Pop übernimmt. Punk-Pop klingt ziemlich widerwertig, aber vielleicht ist das die richtige Bezeichnung für dieses Album. Die Revolution neigt sich ihrem Ende. Ein Besseres hätten Bonaparte wohl kaum produzieren können.
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