Soundtrack der Woche #117
Faber ist befremdlich. In so vielen Facetten ungewohnt, fast unangenehm. Vieles, das ich mit Musik verbinde stößt die Seine ab, vieles wofür ich andere Künstler bewundere suche ich bei ihm vergebens.
Faber macht Schlagermusik das ist wohl das erste Problem, denn dieser steht in erster Linie für einfallslose Kneipenmusik, debile Texte, Frauenverachtung und Männeregoismus. Auch Faber bedient sich dessen um die Grenzen des Pop in Richtung Mickie Krause zu verschieben. „du bist zwar erst sechzehn ach, komm wir drehen Sexszenen“ Erst reden, dann überlegen. Schlager darf das ja. Daniel Gerhard hat dazu einen wunderbaren Text in der Zeit geschrieben.
Und doch sitze ich im Auto und singe laut mit und doch landet seine Musik hier in einer Sammlung von Musik, die wir als besonders erachten. Irgendwie scheint es zu funken. Muss ich mir sorgen machen?
Es sind Zeilen wie „In Paris brennen Autos / in Zürich mein Kamin / In dieser Welt ist Öl mehr wert als Wein“, „Ich halt dich Fest / du hältst mich aus“ oder „Aber ich schau euren / Schlauchbooten beim Kentern zu / Im Liegestuhl, am Swimming Pool, am Mittelmeer / Kratz mich am Bart, kratz mich am Bauch / Wer nicht schwimmen kann, der taucht“, die meinen Schlageralarm verstummen lassen. Dann wird aus der Bierbankmusik ein pompöses Trompetenensemble, aus dem versoffenen Schlager wird leichtgängig eloquente Popmusik und dem Sänger glaubt man wieder, dass er gerade mal 23 Jahre alt ist und hoffentlich noch kein Alkoholiker. Er dreht das Bild auf den Kopf.
Faber ist befremdlich. Er perfektioniert den Widerspruch. Wenn wir ehrlich zu uns sind, sind wir doch alle ein bisschen so wie seine Musik. Faber ist ehrlich widersprüchlich und das ist doch verdammt sympathisch.
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