Soundtrack der Woche #54
Der Mensch ist nicht mehr Herr seiner Selbst. Sinnlos und unkontrolliert ist sein Dasein geworden, er verliert sich im Rausch, zerstört sich selber.
Man beginnt ein wenig zu zweifeln, wenn man sich dem neuen Album von Car Seat Headrest annimmt. Track für Track nimmt sich Sänger Will Toledo auseinander, hemmungslos und kompromisslos offenbart er den Abgrund, vor dem er sich sieht. Es geht um Drogen, um Lügen und natürlich um Liebe. Die Texte: sadistisch und selbstzerstörerisch, aber getragen von jener Authentizität und Ehrlichkeit, derer es bedarf, um sich mit ihm zu identifizieren. Man erkennt sich selbst hier und da wieder und das ist das schmerzhaft Schöne an diesem Album.
Fünf druckvolle Songs lang geht das so. Dann kommt Drunk Drivers / Killer Whale. Ein erstes Mal wird der Sound etwas ruhiger, dafür die Verbindung zum Hörer nun konkret hergestellt.
Für mich letztendlich die interessanteste, wenn auch düsterste Stelle der Platte. Die angesammelte Verzweiflung entlädt sich im Refrain dieses Tracks und Car Seat Headrest schlägt nun ganz offensichtlich die Brücke zur Allgemeinheit.
If I were split in two I would just take my fists
So I could beat up the rest of me
We are not a proud race
It’s not a race at all
We’re just trying
I’m only trying to get home
Drunk drivers, drunk drivers
It’s not a good thing
It’s not too late
Turn off the engine
Get out of the car
and start to walk
Der Schluss des Tracks markiert eine der wenigen optimistischen Momente des Albums. Für einen kurzen Augenblick scheint Hoffnung aufzukommen, welche jedoch im weiteren Verlauf schnell wieder dem Trübsal des Anfangs weichen muss.
Teens of Denial ist in erster Linie ein Indie-Rock Album über das Scheitern eines Einzelnen, aber bringt die Denkmaschinerie des Hörers mächtig ins Rollen und tut dies unglaublich gut. Es ist mit Sicherheit kein Album für die Endorphinproduktion, dafür umso mehr eines für die Synapsen und hält einem gelegentlich den Spiegel vor die Stirn.
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