SdW #77 Bergfilm – Rules

SdW #77 Bergfilm – Rules

BERGFILM - RULES

Soundtrack der Woche #77
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Bergfilm. Tanzbar, eingängig und melancholisch.  Gut, das Cover-Artwork ist zugebenermaßen sehr stereotypisch für eine junge, hippe Elektropop-Band, aber musikalisch heben sich die vier Kölner Jungs entschieden vom langweiligen Genre-Klischee ab. Mit der markanten Stimme von Sänger Arthur Lingks entwickelt Bergfilm ihren ganz eigenen Stil. Die Songs auf dem Debütalbum Constants erscheinen entweder in sphärischen Synthie-Schwaden oder rhythmenfokussiert und tanzbar.

Auf Constants flimmert und funkelt Elektro-Pop, der nach Aufbruch klingt. Im Pressetext wird zu dem Kölner Quartett verklausuliert: „80er-inspirierte Synthie-Flächen, Stakkato-Gitarrenmelodien, knarzende Bässe und treibende Beats“. Na gut. Film ab.

SdW Playlist

Autor

Felix

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SdW #75 Käptn Peng & die Tentakel von Delphi – Neue Freunde

SdW #75 Käptn Peng & die Tentakel von Delphi – Neue Freunde

KÄPTN PENG & DIE TENTAKEL VON DELPHI – NEUE FREUNDE

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Soundtrack der Woche #75

Zusammen mit den Tentakeln von Delphi lässt es der Kapitän knallen. Die Mukke des neuen Albums Das nullte Kapitel scheppert und knallt. Druckvoll groovende Beats komplementieren den schlauen, manchmal philosophisch anmutenden Rap des Schiffsführers Robert Gwisdek. Das Quintett produziert Hip-Hop von seltener Qualität, da der Musik dieselbe Bühne geboten wird wie der Lyrik. Die Musik ist nicht nur notwendiger Begleiter, kein dem Flow verpflichtetes Hintergrundgedudel, sondern essentieller Bestandteil. Eine Rarität, vor allem im deutschsprachigen Hip-Hop.

Ebenso geschickt manövriert der Kapitän seinen mit Neologismen, Wortspielen und -verdrehungen vollgepackten Lyrikkahn durch die aufregenden Beats.

 

Dissen ist wie nackt auf einem Turm in ein Gewitter pissen:
Am Anfang witzig, doch danach wird dich der Blitz erwischen
Karma ist ein Bumerang, ich hab doch nur’n Witz gerissen
Aber der Witz ist alt und die Pointe ist beschissen
Du hast keinen Witz, sondern deine Verbindung abgerissen
Zu der Außenwelt und den Gefühlen anderer Lebewesen

 

Mit lässiger Leichtigkeit werden sowohl anspruchsvolle als auch weniger schwere Themen besungen. Das scheint mir das Befriedigende an dieser Musik.

„Rappen übers Rappen steht beim Käptn nicht im Bordbuch, stattdessen Erkundungen der eigenen Psyche und lyrische Forschungsreisen in die deutsche Semantik. Es ist nicht zu fassen: Intelligenter deutscher Rap ist möglich.“

Musikexpress

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Autor

Jan

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Kommerzpop und Indiejazz

Kommerzpop und Indiejazz

KOMMERZPOP UND INDIEJAZZ - RUFUS DIPPER

Jazz Empfehlung

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Wir möchten etwas mehr zu Jazz machen. Guter neuerer Jazz ist übrigens schwierig über Spotify zu bekommen. Die stärksten Labels wie ECM oder ACT sind dort gar nicht erst vertreten. Jazz ist also gewissermaßen eher etwas für den CD oder Plattenspieler. Empfehlungen können wir ja trotzdem aussprechen. Zudem gibt es einige wenige Ausnahmen von guten Aufnahmen, die auch auf Spotify zu finden sind. Gogo Penguin gehört sicher dazu. Ebenso Rufus Dipper – ausgespuckt von Shazam. Das Stück Home lief in einer meiner Lieblingsradiosendungen, dem Philosophischen Radio auf WDR5. Eigentlich wird hier sich hier mehr auf Redebeiträge konzentriert und so genoss das Stück dann selbst auf dem kleinen Küchenradio große Aufmerksamkeit.

Die erste Assoziation war e.s.t, also das Esbjörn Svennson Trio. Aber Rufus Dipper funktioniert doch anders als die Legenden. Das Quartett um den international schaffenden Komponisten und Pianisten Michael Geldreich findet in Verschachtelungen ein zusammenhängendes Konstrukt aus Ausdruckskraft, Melodien und rücksichtsvoll eingesetzten elektronischen Soundtexturen.

Zeitlose Klavierkompositionen, getragen von erstaunlicher Klarheit und Präzision. Mal streift man an Johann Sebastian Bach oder James Blake vorbei, doch kaum hat man es bemerkt, sind sie auch schon wieder zwischen den Linien verschwunden, meint man. Das einzige Album Life in a Day schenkt uns unaufgeregten und hochwertig aufgenommen modernen Jazz mit immerhin 14 Titeln. Es ist vielseitig. Und jeder mag so seine eigenen Lieblinge entdecken. Besonders gelungen sind meiner Meinung nach die Stücke Home, Winter, Reverse und Trau Part II.

Rufus Dipper brilliert durch schöne, geschichtenerzählende Melodien, gespielt von Piano, Bass und einem zurückhaltenden Schlagzeug (großer Unterschied zu Gogo Penguin, die Percussion extrem druckvoll aufnehmen und abmischen), begleitet von subtilen elektronischen Klängen.

Fader Beigeschmack: Michael Geldreich arbeitet bei Universal mit Felix Jaehn, Cro, Mark Forster und Herbert Grönemeyer am Songwriting und ist somit Teil der grauenvollen Leben, Tanzen, Menschen Welt Musik, die Jan Böhmermann kürzlich in den Fokus der Aufmerksamkeit um die Echo Verleihungen rückte.

Autor

Felix

Gründer | Bayreuth

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Grautöne: Wohliges Brummen

Grautöne: Wohliges Brummen

Grautöne
Wohliges Brummen

 

Oh mein Gott, wo fahre ich denn hin? Nur skurrile Gestalten bei mir im Zugabteil. Der Tscheche mir gegenüber telefoniert so energisch, dass er mir im Rhythmus seiner Sprache gegen das Schienbein tritt, worauf er das Gespräch in seiner Muttersprache unterbricht und sich in perfektem Deutsch bei mir entschuldigt. Dann öffnet er eine Dose Mixery, irgendwas mit Energy, so riecht es zumindest, und genehmigt sich einen kräftigen Schluck mit anschließendem „Ahhh“. Auf mein Niesen ist er der einzige, der mir Gesundheit wünscht. Um das Klischee des dicken biertrinkenden Mannes allein auf Reisen zu komplettieren, liest er nun in einem Hardware Magazin über Platinen. Er scheint glücklich zu sein, hat er doch eben sein frisch gekauftes, noch verpacktes Smartphone kurz aus seinem schwarzen Rucksack gekramt, kurz geseufzt, es angelächelt und es dann verstaut.

Zum Ausgleich meines ICEs eben, der Nürnberg 15 Minuten zu früh erreichte – die Durchsage sorgte für großes Erstaunen, das habe es noch nie gegeben, es sei ein Wunder geschehen – fährt mein Bummelzug fünf Minuten später ab, wie der Schaffner durch die schnorrenden Lautsprecher der Regionalbahn verkündet. Der Tscheche quittiert das mit einem ärgerlichen Stöhnen und versinkt wieder in seinem Technik Magazin.

Wohliges Brummen. Mit einem Zischen verschließen sich die Türen und der Zug setzt sich in Bewegung und rast bald waghalsig über die Gleise durch Oberfranken und das Fichtelgebirge.

Links von mir hält sich eine Frau mit blondem Haar an ihrem Mini-Prosecco fest, als würde sie Halt suchen. Dann verlässt sie das Zugabteil. Mir gegenüber bewegt sich wieder etwas. Das zweite Dosenbier ist bereits leer und wird zusammengedrückt in den, wie immer in den Zügen, viel zu kleinen Abfalleimer gehämmert. Ich überlege, ob ich ihn auf das Pfand aufmerksam machen sollte. Ich lasse es bleiben.

Der Junge schräg gegenüber flüchtet abwechselnd mit Ipad, Handy oder Kopfhörern vor dem Gespräch mit seinen Großeltern. Eigentlich hängen alle Menschen unter 60 Jahren, mit Ausnahme des Tschechen mir gegenüber, an Bildschirmen fest. Sie sind sprachlos, wischen, tippen, lesen. Es scheint ihnen eisblau ins fahle Gesicht. Es ist Mitte April. Dass es draußen binnen 15 Minuten gehagelt, geregnet und die Sonne geschienen hat, haben sie nicht mitbekommen.

Ich tippe den letzten Satz, blicke aus dem Fenster, genieße das Fauchen des Dieselmotors und erfreue mich an der Langweile, die sich vor mir erstreckt. Bald komme ich in Bayreuth an.

Grautöne

die Kolumne von

Felix

Gründer | Bayreuth

SdW #69 HVOB & Winston Marchall- Torrid Soul

SdW #69 HVOB & Winston Marchall- Torrid Soul

HVOB & WINSTON MARCHALL - TORRID SOUL

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Soundtrack der Woche #69

HVOB macht Musik an der Schwelle zwischen Extase und Trance. Musik, welche sowohl auf der Tanzfläche als auch auf dem Sonntagsspaziergang funktioniert. Zumindest galt das für die ersten beiden Alben HVOB und Trialog. Es sind Alben geladen mit druckvollen, melodischen und vor allem tanzbaren Deep House Sounds, begleitet von Her Voice Over Boys.

Letztes Jahr trudelte dann eine Mail von Mumford & Sons Mitglied Winston Marchall ein. Man traf sich im Studio und begann, zwei Musikwelten zu vereinen. Das Ergebnis: ein sieben Tracks enthaltendes Album, das sich doch recht deutlich von den beiden Vorgängern unterscheidet. Es ist dramatischer, weniger tanzbar, aber setzt mehr Akzente. Es ist keine typische Stil Vor Talent Deep House Produktion, wie es noch die beiden Alben davor waren.

Man muss sich also ein bisschen rein fummeln in dieses Album, bis man Perlen wie Torrid Soul oder The Blame Game zu schätzen weiß. Im Endeffekt sind es die dramatischen Momente, die das Album spannend machen und einen aus der Einöde des dahintrudelnden Deep House rausreißen.

Der teilweise Verlust der Tanzbarkeit ist der Preis, den sie für die Spannung zahlen. Ein guter Deal.

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SdW Playlist

Jan

Gründer | Karlsruhe

Digital Native, Alleskönner, Fahrradenthusiast und Musikliebhaber.

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