Soundtrack der Woche #52
Vier schlaksige Typen sind auf dem Cover zu sehen, lediglich ein Handtuch hat sich ein Jeder von ihnen umgewickelt, der Hintergrund in babyblau. Entschleunigend und losgelöst wirkt das Artwork, authentisch und irgendwie cool und lässig. Ein Sinnbild für die Musik des Quartetts, das für den Hip-Hop sowas ist wie für den Techno der geniale Sam Shepard, alias Floating Points: feiner Jazz durchwoben von lässigen, druckvollen Rap Elementen. Ich muss oft an Flying Lotus denken, auch wenn die Musik von BadBadNotGood weniger abstrakt und experimentell daherkommt und es ein anderer Jazz ist, den Steven Ellison in seine Produktionen einfließen lässt.
Die Jungs aus Kanada haben sich während ihres Jazzstudiums kennen gelernt und angefangen, Hip-Hop Klassiker in ihren Jazz einzubauen. So enstanden eine Reihe von Coverversionen und ihr erstes Album, welches noch ohne selbst produzierte Stücke auskam. Diese kamen ab dem zweiten Album BBNG2 dazu. Auf diesem findet sich auch eine phänomenale Version von James Blakes Limit To Your Love. Ein Meisterwerk!
Die Band wirkte seitdem an Produktionen von Hip-Hop Größen wie Drake, Kaytranda, Mick Jenkins oder Mac Miller mit. 2015 nahmen sie gemeinsam mit Ghostface Killah ein reines Hip-Hop Album auf. Die Liste ließe sich noch lange fortführen. Doch auch abseits des Hip-Hop findet BadBadNotGood Wege ihren Jazz mit Genrefremdem zusammenzubringen. Zusammen mit Sam Herring, Sänger der Synth-Rock Band Future Islands, inszenierten sie eine fantastische Version von Seasons (Waiting on You) oder eben jenes fulminante Cover von James Blake.
Viele dieser Persönlichkeiten finden sich auch auf IV. (Das ganze Album kann man übrigens bei Soundcloud streamen!) Das Erstaunliche: BBNG schafft Platz für jeden dieser individuell großartigen aber untereinander so heterogenen Künstler und fügt sie nahtlos in ihre Musik ein. Es resultiert ein unglaublich abwechslungsreiches Album, gespickt mit einer Vielzahl extrem interessanter Einflüsse und Wendungen, in seiner Gesamtheit aber sehr homogen.
So wie sie dort in der Sonne stehen, auf dem Cover, so fühlt es sich an ihre Musik zu hören. Sie ist komplex aber verständlich, vielschichtig und druchdacht, intelligent aber lässig.
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