
SdW #106 Die Höchste Eisenbahn – Isi
Soundtrack der Woche #106
Über Geschichten braucht man keine Geschichten schreiben.
Höre nun auf zu lesen und höre der Eisenbahn beim erzählen zu.
Über Geschichten braucht man keine Geschichten schreiben.
Höre nun auf zu lesen und höre der Eisenbahn beim erzählen zu.
I’m gonna hang around long enough to be part of the furniture.
Der Aschenbecher auf dem Blakon läuft über, Bier fliegt beim tanzen durch die Gegend, die Schuhsohle klebt am Parkett und du suchst auf dem Sofa vergeblich nach Stellen, die noch nicht in Rotwein getränkt wurden. Es ist zwar dein Balkon, dein Parkett und dein Sofa doch sie hätten keinen Wert ohne die Freunde, die diese gerade ruinieren. Es fühlt sich gut an, so familiär, so ungezwungen, frei ist vieleicht ein gutes Wort für dieses Kribbeln. Die Menschen, die dich umgeben, tragen die Wohnung in der du stehst. Die vier Wände um dich herum wirken neben ihnen wie leblose Statisten.
Die Anlage spielt eine CD der Drowners. Kurze Tracks, unendliche Energie und jeder Einzelne im Raum kann jedes Lied mitsingen.
So, hold me down and never let me go
A school boy grin that only goes to show
That I could never have such control
Every time you leave
Every time you leave I wanna go
Auf dem CD Spieler liegen Platten von den Strokes, von Cage The Elephant, von den Smiths, von den Arctic Monkeys und den Wombats. Genau die Musik, die du für diesen Abend brauchst.
Sofas sind eben nicht zum sitzten gemacht.
Schauplatz N° eins: afrikanischer Marktplatz. An den Wegkreuzungen sitzen Gruppen Jugendlicher und kloppen wie wild auf ihren Trommeln herum. Einige tanzen. Neben Ihnen die Älteren, die auf die Bildschirme ihrer, auf die Straße gestellten, TV Monitore starren. Ziegen laufen fröhlich verloren umher, weniger Glückliche baumeln unter den Sonnenschirmen der Fleischer vor und zurück.
Schauplatz N° zwei: Urwald. Aus jeder Ecke singt, pfeift, rauscht, rüttelt und kracht es. Die Natur dirigiert dieses Konzert zu einem akustischen Spektakel, bei dem die Klänge sich vermischen und überlagern, den Gegenspieler überschallen oder in sich zwischen den Blättern und Wipfeln verlieren.
Schauplatz N° drei: Gewölbekeller. Dunkelheit umgibt die Tanzenden. Nebel umhüllt sie. Lichtblitze durchstechen den Raum und erinnern die in Trance Schwebenden für einen kurzen Augenblick, dass sie noch real sind. Die Wände nasskalt, die Körper nass von den Bewegungen und Begegnungen.
Und nun zu Art Feynman, seines Zeichens musikalischer Globetrotter. Die Musik: verdammt verrückt, komisch vielleicht, aber sehr interessant. Etwas für Reiselustige und für Solche, die sich gerne 7 an halb Minuten darüber besingen lassen, wie gut es Mr. Feynman geht, wenn es ihm gut geht.
Gewiss keine Musik für jeden Tag aber man kann sich ganz gut zwischen Ziefen, Bäumen und Schweiß in ihr verlieren.
Baby, lass uns in die Disco gehen! In Anzug und Abendkleid, bewaffnet mit Whiskey und Afri Cola, die Nacht zereißen. Du die Schuhe mit der roten Sohle, ich Querbinder mit Muster. Scheiße sehen wir gut aus. Glauben wir zum mindest. Kümmert uns auch nicht weiter.
Oh Honney, you’ll be my salvation
Brouillard et éclaire. Je ne vois plus que toi, je ne sens que les ondes sonores qui nous secouent. La musique nous fusionne, elle concile les rives de nos âmes. Nous nous perdons ensemble dans une de ces caves humides et chaudes, encombrées de visages inconnues. Quel bonheur, que la nuit vient juste de commencer.
Now I just wanna thank you, baby.
So, genug Kitsch für heute.
ECM gibt auf und auf einen Schlag sind einige der weltbesten Jazz und Klassik Aufnahmen online zum Streaming verfügbar. Das passierte am 14.11.2017. ECM kommt als unabhängiges Label aus München und ist in der Jazzwelt ein Major Player. Dessen Gründer Manfred Eicher produzierte einen Großteil der knapp 1500 erschienen Alben mit. Im Bereich des zeitgenössischen Jazzs ist ECM sehr einflussreich und bekannt für die Qualität seiner Aufnahmen. Viele Audiophile mit großartigen Hifi-Audiosystemen greifen auf die CDs von ECM zurück. Einige dürften Künstler wie Keith Jarrett, Jan Gabarek, Pat Metheny oder Nik Bärtsch kennen. Sie produzieren allesamt mit ECM. Auch Anour Brahem greift auf die Fertigkeiten von ECM zurück und bringt 2017 ein weiteres wunderbares Album Blue Maquams heraus.
Eine üppig bebilderte Annäherung an ECM im Coffetable-Book-Format ist Horizons Touched: The Music Of ECM, herausgegeben von Label-Mitarbeiter Steve Lake und Musikjournalist Paul Griffiths.
Auf die Musik muss man sich natürlich einlassen und sie ist jenseits von Pop oder Kommerz. Brahem, ein Virtuose auf der arabischen Kurzhalslaute Oud. Er zählt zu den weltweit besten Spielern. Acht Jahre sind vergangen seit Oud-Improvisator und Komponist Anouar Brahem die berühmten Eyes of Rita aufgenommen hat, aber die Stille hat den begeisternden tunesischen Jazz Meister nicht stumm geschaltet. Eine glamouröse Besetzung findet sich nun auf dem jüngsten Album: sein Bass-spielenden Soulmate Dave Holland, Schlagzeug-Star Jack DeJohnette und eine wild card in Form des britischen Django Bates am Piano. Das Ergebnis ist eine faszinierende Balance zwischen sanft mediterranen Songformen und der melodischen Genialität des besten Jazz. Die Anwesenheit von Bates (eine Idee des Produzenten Manfred Eicher, Brahem hat den englischen Außenseiter noch nie zuvor gehört gehabt) ist eine Inspiration für kreative Weite und vielfältige Referenzen.
Das Album ist ein Aufeinandertreffen von Kopf und Herz und ein musikalisches Feuerwerk. Ich empfehle dementsprechend ein gutes Abspielmedium und etwas Zeit / Offenheit, um es zu hören.