Soundtrack der Woche #112
Tja. Eigentlich wollte Nicolas Jaar nie ein Album machen, das schneller ist als sein Herzschlag. Moment? Nicolas Jaar? Er hat es doch getan: Unter dem Pseudonym Against All Logic begibt sich der Avantgardist nun doch auf den Dancefloor. Großartig! Da kommt durch, was er früher in Barcelonas Clubs gespielt hat. Während seine öffentlichen Releases früher noch eher mysteriös düster waren, strahlt aus diesen neuen elf Tracks auf 2012-2017 rumpelnder, überdeutlich von HipHop und Funk der 80er infizierter House der bodenständigsten Sorte aus.
Schwer fiel es mir, da einen einzigen Track herauszugreifen. Ich habe mich für die Eröffnung mit This Old House Is All I Have entschieden. Es brennt und bruzelt. Es ist der schwelende Soul-Schleicher, mit dem das erste Album von A.A.L. beginnt. Monsieur Jaar hat die Vocals von einem alten R’n‘B-Stück gesampelt, in dem sich ein Pärchen nach einer Trennung um seine Besitztümer streitet: “Doin‘ It Right” von Mike James Kirkland aus den frühen 70ern. Der Track verrät ziemlich viel über das gesamte Album: Graue/düstere Eröffnung, die direkt erstmal alle Popfans rausschmeißt, dann ein Jaar typischer Groove, der an die Wurzeln des Urhebers erinnert. Der zweite sich sauber anschließende Track I Never Dream, ist eine euphorische Disco-House-Bombe à la DJ Koze.
Weitere Anspielstationen sollten auf jeden Fall das deutschsprachige Stück Cityfade und Now U Got Me Hooked sein. „Ein süßes Land, im Himmel wuchs, das sich mir entschloss“ wird in ersterem gesampelt und klingt dabei wie ein Schulchor, der irgendwo im grauen Osten der 80er performt. Now U Got Me Hooked zeigt mit dem gesampelten Gesang der Dramatics aus dem Jahr 1973, was sauberes Soul-Sampling im Disco-House so kann. Fast niemand kann das sauberer und originärer als das Ausnahmetalent Jaar. Nach Darkside müssen wir uns nun einen weiteren Namen für seine Musik merken: A.A.L.
So schmeißt die Musik an, und groovt mit. Weckt den Frühling auf! Wird auch mal Zeit jetzt!
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