
SdW #138 AKWUAR – Famille de Voyageurs
Soundtrack der Woche #138
Sind wir nicht alle eine Familie Reisender?
Weiterer Anspieltipp: Do You Deserve My Mind
Sind wir nicht alle eine Familie Reisender?
Weiterer Anspieltipp: Do You Deserve My Mind
I see everything
That lies in front of me
When you’re getting near
That’s just when I disappear
Well hold on – ‚Cause you know there’s
All these things inside my head
I told you I don’t know
I don’t know why these feelings show
But it’s all good
No you can’t change the past
You know it’ll never last
You can fight for these things
You can do what you will
But in the end you know,
It doesn’t even really matter
‚Cause I see everything
That lies in front of me
I told you I don’t know
I don’t know why these feelings show
But it’s all good
No – you can’t change the past
You know it’ll never last
You can fight for these things
You can do what you will
But in the end you know,
It doesn’t even really matter
‚Cause I told you not to wait
‚Cause I made the same mistake
I made it for myself
Now I do just what I do
‚Cause I do it all for you
Listen here
‚Cause I told you not to wait
Now you fall the same
Oh listen here
‚Cause it’s alright
~ melt with us ~
Sagen sie. Wow, ich bin ganz schön angetan von Mild Orange. Den Link erhilet ich bei Telegramm. Mille Grazie! Die Jungs aus Neuseeland haben erst im April ihr erstes Album Foreplay unabhängig veröffentlicht – und was für eins! Hört man die Musik von Mild Orange, könnte man scherzen, sie bringt einen entweder zum weinen oder dazu Sex zu haben – beides schön. Und vielleicht ist es auch das wonach die Band sucht: unsere Emotion durch Musik anspornen.
Ein großes Album jedenfalls – vielleicht eins der Besten von 2018. Als Gesamtkunstwerk ist es einfach klasse. Um nicht unter Zeit und Gelddruck zu geraten, haben sie alle Songs bis auf einen Zuhause aufgenommen. Das bedeutet aber in der Konsequenz keineswegs den typischen „DIY schrabbel Sound“. Dazu hat wohl vor allem die geschickte Hand von Sänger Josh Mehrtens beim abmischen, wie auch das feinfühlige Gitarrenspiel vom Leadgitarrist Josh Reid beigetragen. Es ist stets ausgeglichen; konstant, aber nicht überflüssig.
Natürlich passt es irgendwie verdammt gut: vier Dudes, Gitarren, ein wenig langes Haar, ein paar Schnurrbärte. Auch wenn ich mich teils an Palace erinnert fühle (checkt mal die acoustic sessions), ist Mild Orange einzigartig. Mild Orange ist Laid Back, es ist ein bisschen weniger alkoholgeschwängert, weniger rock, mehr roll, ein wenig gedämpfter, ein bisschen mehr orange. Mild Orange ist zart, mitreißend und manchmal melancholisch.
Foreplay ist ein durch und durch gründlich-introspektives Album. Es ist eine ehrliche Auseinandersetzung mit Liebe und Verlust. Nach dem ersten gänzlichen Hören bereits fühlt man das Album. Es ist eine Auseinandersetzung mit Emotion, die inspiriert. Danke, Mild Orange!
Anspieltipp: nach Mysight, wirklich jeder Track, no shuffle
Bilder vonCam Hay (Hello Zukeen)
2013 kommt der Ritterschlag durch einen von Nicolas Jaar produzierten Remix des fulminanten Openers Sleeping Ute. Das war ein Jahr nach dem Durchbruch von Grizzly Bear, einer US-amerikanischen Indie-Rock-Band aus dem New Yorker Stadtbezirk Brooklyn. Die Band verbindet traditionelle und elektronische Instrumente und macht Musik zwischen Psychedelic- und Folk-Rock. Ihr Sound wird dominiert von akustischen Gitarren und Harmoniegesang. 2012 also, die Hipsterkultur erreichte gerade ihren Zenit: Jutebeutel, Vollbärte, enge Hosen und Flatwhites prägten den Look ganzer Viertel, war Grizzly Bear die Band der Stunde. Mit dem meisterhaftenAlbum Shields hatte das Quartett Platz 7 in den „Billboard“-Charts erreicht.
Damals lief das mit etwas schrulligen Melodien, raffinierten Arrangements und hochemotionalen Texten. Jeder Hörer konnte etwas anderen in die Lyrics projizieren. Shields ist, meiner Meinung nach, Grizzly Bears beste Aufnahme. Voller barockem Kammer-Pop, detailreicher Produktion und glitzernden Melodien.
Dann, nach dem Wahlsieg von von Donald Trump war auf der Facebook-Seite von Grizzly Bear die Hölle los. Denn die zuvor so relaxte Band hatte ziemlich klar Stellung bezogen: „This election is a validation of sexism, racism, homophobia, xenophobia, transphobia … this isn’t who we are. We love y’all, but the hate our country voted for is truly saddening.“
Der darauffolgende Shitstorm schweißte die Band umso mehr zusammen und mündete 2017 in der Aufnahme von Wasted Acres. Diese Musik ist so schön, dass man meint, es sei die perfekte Waffe, gegen die turbulenten Zeiten draußen. Stilvolle Melancholie, mehrstimmiger Gesang, sehr erwachsener Pop ist der Band geworden. Nach wie vor einen Anspieler wert!
Ungefähr ein Jahrzehnt schon hat Ed Banger Records, ein kleines Pariser Label verschiedenen Ikonen der dance music Obdach geboten. Quentin Lepoutre, aka Myd, hat bisher beats für französische Rapper zusammengeschustert und Tracks für düstere Club Nächte gebastelt. Mit The Sun aber verfolgt er ein ganz anderes Ziel: den Sommer somöglich wie lange bei Laune zu halten.
The Sun ist Teil der französischen feel good house Tradition. Aber im Gegensatz zu Daftpunk gestaltet Myd seine Musik nicht so sehr mit verspielten Basslines, und verrückten Synths, sondern findet seine eigene Nische in Frankreichs House Landschaft.
Always on the run
Towards the sun
We always wonder
Why we love it
Why we love
Es ist dunkel und versifft. Aber das Bier am Tresen ist vergleichsweise erschwinglich für das in der Gentrifizierung steckende Südlondon. Lustlos und krumm dakauernd raucht Archy Marshall an einem der seitlichen Tische vor der verspiegelten Wand. Ein vereinsamter Ventilator dreht – viel zu langsam – seine Runden über der Theke. Er kommt nicht an gegen den jungen großgewachsenen Kettenraucher mit rotem Haar. Hier sinniert er über fiese Körpersekrete und überzieht das Thema Scheitern mit einem Hauch von Glamour. Marshall ist 23 Jahre alt und hat vor kurzem ein ziemlich wildes, zugleich meditatives und besorgtes Album herausgebracht. Es bewegt sich irgendwo zwischen Trip-Hop, Jazz und watteweichem R’n’B. Es ist sein zweiter Streich.
King Krule heißt der Zauberer von The Ooz – ein Außenseiter-Kunstwerk aufgestellt in der Ikea Bilderabteilung. So underground seine Musik auch ist, Beyoncé hat öffentlich ihre Bewunderung ausgestellt und Kanye West lud ihn ins Studio ein. Er lehnte ab. Seit dem 15. Lebensjahr schon schreibt er Songs und wurde bald verfolgt vom Erfolg seines Debütalbums. Schreibblockade, Depression und Beziehungsende. Plötzlich nicht mehr underground. Das alles raucht er auf Lunge und pustet es in grauen Ringen wieder zurück. Rückwärtsrotierend steigen sie auf und verfangen sich im Ventilator an der Decke. Marshall bestellt sein nächstes Bier. Seine Musik ist nun eine intensive Irrfahrt durch Marshall’s Unterbewusstsein geworden und er ist stolz drauf. Es ist ein Produkt seiner persönlichen Obsession, Ideenfetzen, halbverdaut und wieder hervorgewürgt als schlammige und doch beeindruckende Musik. King Krule ist eine Kreatur der Nacht, Kind der Bohème, Bariton, trauriges Wesen im traurigen Kapitalismus.
~ Entdecken Sie mehr Musik aus der Serie intelligente Endzeitmusik u.a. mit Kate Tempest und Loyle Carner ~
Es geht um Fake-News, Brexit, Zersplitterung der urbanen Kultur. Krule hält tapfer dagegen mit seiner etwas anderen Musik. King Krule ist eine ehrliche Inkarnation von Archy Marchall und auch das Projekt, welches ihn porträtiert – als jungen Mann gewöhnt an die Hässlichkeit der Außenwelt und seine eigene fragile Innenwelt.
In Biscuit Town, N°1 auf seinem neuen Album, versinkt also dieser junge Herr in allen Wundersamkeiten, die derweil für junge Menschen bestehen: Liebesleid, Traum vom Idol, komplizierte und schöne Beziehungen, die vergebliche Suche nach Orientierung, hochaufgelöste hyperkomplexe Welt, Weltfrust, Eifersucht, Sehnsucht, Slacker – Nichtstuer, Drogen, der Geschmack von verschieden Mündern. Biscuit Town ist laidback-fast-schon Rap.
And now i’m caught off by the taste in her mouth
She whispers all about
She got a mystery man deep down south
And no more wheelers, dealers creeping about
At least none that she knows
From the way so much
‚Til I’m rolled up in the same old dutch
Need a touch forth of my libido
And now she steadily hitting speed cones
As we proceed to a street dome
In the body not a weak bone
A strong mind but she still got a side for a people
Not that she knows
That’s what he knows
In biscuit town
I seem to sink lower
In biscuit town
In biscuit town
In biscuit town
Schon in seinem Debütalbum 6 Feet Beneath The Moon verbindet er Einflüsse aus britischem Folk und Punk mit Rock, Hip-Hop, Dub und Garage. Dabei strömt seine Musik so zielsicher zusammen, als wäre es nie anders gedacht gewesen. Zu einem morbiden Fluss aus Punk, düsterem Folk und ausgebremsten Endzeit-Swing. E-Gitarren-Töne ziehen fragile Fäden, Jazz schimmert auf: Krule ist ein Crooner wie Jesper Munk, nur in fame. Ganz ungewollt (?) wurde er zu London’s neuem underground Posterboy gekrönt – als Abbild einer urbanen Dystopie, die für viele Menschen immer unverständlicher wird.